Berg-EM: Faggioli siegt, Merli zaubert 🎥

WETTERCHAOS Das klassische Bergrennen Trento–Bondone endete bei Unwetter mit dem Tagessieg von Simone Faggioli. Europameister Christian Merli siegte bei den Rennwagen nur knapp vor Christoph Lampert. Fabio Nassimbeni errang einen Klassensieg. Impressionen aus dem Training zum 69. Bergrennen Trento-Bondone Mit 17,3 Kilometern Länge und 1350 Meter Höhenunterschied ist Trento-Bondone im Südtirol die Königin unter den […]

Impressionen aus dem Training zum 69. Bergrennen Trento-Bondone

Mit 17,3 Kilometern Länge und 1350 Meter Höhenunterschied ist Trento-Bondone im Südtirol die Königin unter den europäischen Bergrennen, vergleichbar mit Pikes Peak in den USA. Und es ist das einzige, bei dem Lokalmatador Christian Merli seinen Widersache Simone Faggioli noch nie direkt bezwingen konnten. Bei Merlis erstem Trento-Sieg im Vorjahr weilte dieser nämlich am Pikes Peak.

Trento-Bondone ist einzigartiges Bergrennen, das 2019 zum 69. Mal ausgetragen wurde. Hier kann nur gewinnen, wer den Kurvenverlauf gut kennt. Langsamere oder Gestrandete dürfen überholt werden, da es hier keine Laufwiederholungen gibt.

Vorteil Faggioli
Mit einer Zeit von 9’00,52 (115,2 km/h) von 2017 hält Faggioli auch den absoluten Streckenrekord. Fahrerisch wäre Herausforderer Christian Merli zwar längst auf dem gleichen Niveau. Vom Reifenmaterial her ist der zehnfache Europameister mit den Gummis von Pirelli gegenüber den schneller abbauenden Avon-Slicks des Titelverteidigers auf dieser extrem langen Piste aber stets im Vorteil. Mit seinen zwei 9’27er-Zeiten lag Merli in den beiden Trainingsläufen vom Samstag denn auch klar über Faggiolis 9’19 aus dem zweiten Probedurchgang.

Wetterchaos am Monte Bondone: Als die ersten Sportwagen schon unterwegs waren, setzte Regen ein. Im Ziel flüchteten die vor dem Unterbruch angekommenen Teilnehmer ins Trockene (Fotos: ACI Sport).

Wetterchaos
Das Zünglein an der Waage spielten am Renntag aber nicht nur die Reifen, sondern auch das Wetter und die Technik. Nachdem die Tourenwagen ihren Lauf beendet hatten und die CN-Sportwagen gestartet waren, setzte am Monte Bondone zuerst ein Gewitter und dann sogar Hagel ein. Dies führte zu einem rund einstündigen Unterbruch, während dem das Wetter wieder besserte.

Die Bestzeit in 10’13,68 hielt bis dahin der pfeilschnelle Italiener Manuel Dondi mit seinem Fiat X1/9 mit Alfa-Romeo-STW-Motor aus der Gruppe E2-SH (Silhouette). In der Folge schaffte es nur Simone Faggioli im Norma-Zytek-V8-Sportwagen, diese Vorlage mit 9’56,19 (104,5 km/h) deutlich zu unterbieten. Während Faggioli seinen Sportwagen mit Regenreifen bestückte, wählte Merli aufgrund der abtrocknenden Strecke Intermediates.

Zweiter Gesamtrang für Manuel Dondi im Fiat X1/9-Alfa Romeo: Der Italiener unterbot Georg Plasas bisherigen Tourenwagenrekord.

Oben alles verloren
Beide lagen mit ihrer Reifenwahl keineswegs daneben. Bis zur vierten Zwischenzeitmessung nach 8730 Metern lag der als Zweitletzter gestartete Merli im verschalten Osella FA30 praktisch gleichauf mit dem lange vor ihm auf die Bergfahrt geschickten Faggioli. Beim fünften Messpunkt nach 13,4 Kilometern betrug die Differenz nur 1,2 Sekunden.

Im obersten und praktisch wieder komplett trockenen Streckenteil büsste der Europameister aber nicht wegen der Reifen genau 40 Sekunden ein, sondern weil im Zytek-LRM-V8-Motor der Öldruck sank und zeitweise ins Notprogramm fiel.

Bereits zum zehnten Mal legte Simone Faggioli die längste Bergrennstrecke Europas in Tagesbestzeit zurück.

So kam Merli nur auf 10’35,80 und hatte dabei Riesenschwein, dass er gerade noch um 17 Hundertstel eher im Ziel eintraf als zuvor sein Teamkollege Christoph Lampert, der seinen Osella mit Regenreifen bestückt hatte. Um ein Haar wäre Merli also ausgerechnet auf der Heimstrecke der Gruppensieg bei den E2-Rennwagen und damit die volle Punktzahl durch die Lappen gegangen.

Lampert selbst war daher auch mit dem zweiten Platz bei den E2-Rennwagen vollauf nzufrieden („Es waren wirklich sehr schwierige Bedingungen“). Unlängst feierte der Vorarlberger seinen bisher grössten Tagessieg beim Glasbachrennen in Deutschland, wo Faggioli und Merli abwesend waren und so ihr Streichresultat für die erste Saisonhälfte bezogen.

Unerwartetes Gesamtsiegerpodium: Manuel Dondi (links) und GT-Sieger Giuseppe Ghezzi (Porsche 997 GT3) stellten sich als Zweiter und Dritter neben Rekordsieger Simone Faggioli.

Klassensieg für Fabio Nassimbeni
Zurück nach Trento: Der Jurassier Fabien Bouduban kam mit einem Norma-Zytek aus dem Team Faggioli im Training auf 10’50. Wie sieben andere Fahrer aus der Gruppe E2 verzichtete der Jurassier aus Sicherheitsgründen auf den Start.

Auf noch trockener Strecke konnte dafür Fabio Nassimbeni mit einem Porsche Cayman GT4 eine starke Vorstellung liefern. Der Zürcher mit italienischen Wurzeln gewann vor zwei Italiener auf einem Porsche 997 GT4 bzw. Ferrari F430 Challenge die Klasse GTS.

Nassimbeni Fabio kam auf den 41. Gesamtrang unter 168 klassierten Teilnehmern und zu einem Klassensieg.

Spannung vor dem Duell in der Schweiz
So herrscht in der Berg-Europameisterschaft zwischen Faggioli und Merli nach Trento-Bondone weiterhin Gleichstand. Beide führen die Tabelle der Kategorie 2 der Rennsportwagen mit je 150 Punkten an.

Nach den Rennen in Slowakien und Polen findet der zehnte Berg-EM-Lauf am 17./18. August im Kanton Jura statt. Da die schnelle Strecke von St-Ursanne nach Les Rangiers nun komplett neu asphaltiert worden ist, kann im Zuge dieses Duells der Italiener auf höchstem Niveau bei gutem Wetter mit einer neuen Rekordzeit gerechnet werden.

Christian Merli machte bei seinem Heimrennen das Beste aus der verzwickten Situation. Mit seinem Osella FA30 hält der Südtiroler seit 2017 den Streckenrekord in Les Rangiers.
Starke Leistung von Christoph Lampert. Um ein Haar hätte er seinen Lehrmeister geschlagen. In der EM liegt der Vorarlberger nun an vierter Stelle. In St-Ursanne wird der Vorarlberger erstmals an den Start gehen.

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