Hemberg: Zwei Rekordhalter aus dem Stand
TAGESSIEG FÜR BERGUERAND Eric Berguerand und Andy Feigenwinter heissen die ersten beiden Tabellenführer nach dem Bergrennen Hemberg. Beide gewannen ihr erstes Saisonrennen gleich in Rekordzeit. Die über die ganze Schweiz ziehende Gewitterfront traf Hemberg am Samstagabend zwar mit voller Wucht. Trotz der eher düsteren Wettervorhersage in der Vorwoche blieb es am Sonntag aber trocken, sodass […]
Die über die ganze Schweiz ziehende Gewitterfront traf Hemberg am Samstagabend zwar mit voller Wucht. Trotz der eher düsteren Wettervorhersage in der Vorwoche blieb es am Sonntag aber trocken, sodass unter bewölktem Himmel mit Sonneneinstrahlungen ideale Bedingungen herrschten. Schön war, dass dem top organisierten Anlass im Toggenburg auch fast so viele Zuschauer wie im sonnigen Vorjahr beiwohnten.
Duell um Tagessieg mit Rekordzeiten
Sie erlebten einige schon zu Saisonbeginn bestens aufgelegte Bergspezialisten – allen voran Eric Berguerand und Marcel Steiner. Beide unterboten den vom Titelverteidiger 2018 aufgestellten Rekord schon im Training, wobei der Walliser um einen Zehntel vorne lag.
Ähnlich knapp war es nach dem ersten Rennlauf, in dem Steiner die neue Bestmarke mit seinem LobArt-Sportwagen zuerst auf 53,13 Sekunden und nach ihm Berguerand im Lola-Cosworth auf 53,08 senkte. Mit 53,15 blieb der Rennwagenpilot im zweiten Durchgang knapp darüber, während der Vorjahressieger nur noch 53,77 und im dritten Durchgang 53,84 schaffte. So war Berguerands dritte Zeit in 53,390 irrelevant.
Nur ein Funktionstest vor dem Saisonstart
Der Tagessieg in der Addition der zwei schnellsten Zeiten ging so mit einem Vorsprung von 67 Hundertsteln an Eric Berguerand, womit dieser sein erstes Saisonrennen gleich mit einem Rekordsieg beendete. Zuvor hatte er nur auf der Kartpiste von Levier (F) einen Funktionstest absolviert.
Eric Berguerand: «Fürs erste Mal war’s nicht schlecht, aber kein Lauf war perfekt. Dazu fehlte mir die Übung, weshalb ich auch schon am Samstag neue Reifen montierte. Diese waren am Sonntag aber schon wieder hinüber, weil wir heutzutage dermassen schnell unterwegs sind. Gegen Marcel wäre ich auch mit dem zweiten Platz zufrieden gewesen.»
Für den regierende Meister war der neue Sportwagenrekord ein schwacher Trost.
Marcel Steiner: «Ich habe es im ersten und zweiten Lauf mehrmals verbockt. Weil es hinten einmal abgehängt hat und ich anschlug, musste wir danach sogar reparieren. Klar fuhr ich so schnell wie noch nie, aber es halt am Ende doch einiges gefehlt.»
Aargauer auf den Ehrenplätzen
Den dritten Platz machten Thomas Amweg im Lola-Cosworth mit Frontspoiler von einem Sauber C29 von 2010 und Robin Faustini im Reynard-Mugen unter sich aus. Nachdem Amweg nach dem ersten Start mit gebrochenem Antriebswellengelenk ausrollte, sicherte er sich den letzten Platz auf dem Gesamtsiegerpodium erst im dritten Lauf mit der drittbesten Zeit in 55,79. Faustini steigerte sich im Reynard-Mugen kontinuierlich auf 56,50 und belegte den vierten Gesamtrang.
Als Gesamtfünfter sicherte sich Marcel Maurer den Klassensieg bei den Zweiliter-Rennwagen vor Christian Balmer und Joël Grand in ihren Tatuus-Honda FM. Beeindruckend, wie Maurer den vom Speed her unterlegenen Tatuus-Renault um die Ecken schmiss. Weil sich ein Motorschaden ankündigte, absolvierte der Berner den dritten Lauf am Abschlepphaken. Einmal mehr erstaunlich auch der Auftritt von Tom Zürcher im kleinen Tatuus-Abarth F4, mit dem er vor Michel Zemp (haderte mit Schaltproblemen am Norma-Honda) den siebten Gesamtrang eroberte, noch vor den schnellsten PS-Bombern aus dem Tourenwagenfeld.
Drama mit und ohne Happyend
Hier fand das mit Spannung erwartete Duell zwischen Ronnie Bratschi und Roger Schnellmann nicht statt, nachdem ihre Mitsubishi Evo VIII von der Defekthexe heimgesucht worden waren. Für Schnellmann endete es dennoch mit einem Happyend. Nach nur einem Trainingslauf musste von Tuner J SPEC aus dem Tessin ein neues Differenzial nach Hemberg gebracht werden. Um Mitternacht hatte Schnellmanns Crew den Schaden behoben.
Für den Trainingsschnellsten Bratschi endete das Rennen am Sonntagmorgen mit einem gebrochenen Querlenker an der rechten Hinterradaufhängung. Notdürftig schweissen wäre zwar möglich gewesen, doch will der Urner der Ursache erst auf den Grund gehen, bevor er wieder fährt. So lud der Favorit auf und reiste heim, während Schnellmann beim ersten Einsatz 2019 mit seinem Mitsubshi souverän zum Tourenwagen-Gesamtsieg vor Markenkollege Thomas Kessler und Simon Wüthrich im VW Golf Turbo fuhr. Bratschis Vorjahresrekord war nie in Gefahr.
Viel eher war dies in der Gruppe IS der Fall, wo ihn Willi Jenni im Porsche 997 GT3 auf dem Weg zum Sieg nur knapp verpasste. Markenkonkurrent Bruno Sawatzki schied schon im Training nach einem Verbremser in die Reifenstapel aus.
Feigenwinter straft alle Kritiker Lügen
Eine neue Tourenwagenrekordzeit gab es hingegen in der SuperSerie. Unter dem Druck von Lotus-Cup-Champion Dino Wintsch wuchs der Baselbieter mit einem identischen Lotus Exige 430 Cup über sich hinaus. Dabei hatte er sein von Lotus-West mit einem neuen Fahrwerk bestücktes Vorjahresauto erst am Freitag wieder in Empfang genommen.
Ohne Übung fuhr der letztjährige SM-Dritte um vier Sekunden schneller als im Vorjahr und schlug dabei seinen erstmals am Berg ohne Slalomtore fahrenden Herausforderer um 32 Hundertstel. Nachdem Feigenwinter bisher viele Neider hatte, hätte er nun umso mehr Bewunderer verdient, zumal er mit dem Serien-Sportwagen die siebtschnellsten Zeiten sämtlicher «Hüsliautos» markierte. Dank der zwei Zusatzpunkte für den Gruppenrekord führt er die Tabelle bei den Tourenwagen wie Berguerand bei den Rennsportwagen nun solo an.
Wie im Renault Classic Cup der knappe Sieg von Philipp Krebs über René Schnidrig zustande kam und wie das Rennen in den Klassen zum Berg-Cup ausging, berichten wir separat.