Le Mans: Erlösung für Buemi und Toyota
PROZEDUR Endlich gewann Toyota die 24 Stunden von Le Mans und mit ihnen auch Sébastien Buemi mit Fernando Alonso und Kazuki Nakajima. Rebellion brachte beide Autos hinter den zwei konkurrenzlosen Toyota ins Ziel. Mathias Beche wurde so Dritter, ebenso Jonathan Hirschi in der LMP2. Schon früh war klar, dass sich Toyota als alleiniger Favorit bei […]
Schon früh war klar, dass sich Toyota als alleiniger Favorit bei der 86. Auflage der 24 Stunden von Le Mans nur selbst schlagen konnte. Nach vielen Dramen in der Vergangenheit liefen beide TS050 Hybrid makellos. Technisch hatte die private Konkurrenz keine Chance.
Wer von beiden gewinnt?
Auch schlichen sich im Team bei der Boxenarbeit und bei den sechs Fahrern auf der Strecke keine Fehler ein. Die einzige Frage in dem über weite Strecken langweiligsten Rennen der letzten paar Jahre lautete, welches der beiden Toyota-Trios als Sieger einläuft.
Die Antwort war lange unklar. 23 Mal wechselten sich die aus der Pole-Position gestartete #7 mit Sébastien Buemi, Fernando Alonso und Kazuki Nakajima mit ihren Teamkollegen in der #8, Mike Conway, Kamui Kobayashi und José Maria Lopez in der Führung ab.
Von einer Runde wuchs der Vorsprung auf die privaten LMP1-Fahrzeuge ohne Hybridisierung bis ins Ziel auf deren zwölf. Ab 9.43 Uhr am Sonntagmorgen bis zur Zielankunft um 15 Uhr lag das Auto der beiden ehemaligen GP-Piloten Buemi und Nakajima mit dem umschwärmten Formel-1-Star Alonso vorne.
Buemi lobt Alonso
Der zweifache Weltmeister machte seine Sache sehr gut. Während Buemi schon in der fünften Runde die schnellste Zeit in den 13,626 km langen Asphalt des aus Rennstrecke und Überlandstrasse bestehenden Circuit des 24 Heures legte, fiel der Spanier bei seinem Debüt in Le Mans auch im ungewohnten Verkehr mit geschicktem und zügigen Verhalten auf.
So viele Autos wie in diesem Rennen, zu dem 60 Teams starteten, musste Alonso in seiner ganzen Formel-1-Karriere (bald 300 Grands Prix) nie überholen – wenngleich diesmal stets mit Overspeed aus 1000 PS Systemleistung.
Für Sébastien Buemi war dies mit ein Grund für den langersehnten eigenen Triumph.
Sébastien Buemi: „Ich erwartete einen grösseren Unterschied in der Pace der beiden Autos. Normalerweise ist ein Auto innerhalb eines Teams immer etwas schneller. Wir waren es erst gegen Schluss. Fernandos Stints in der Nacht waren wirklich beeindruckend, Kazuki vermochte Kamui mit älteren Reifen zu folgen, und als ich mit neuen Reifen rausging, konnte ich 30 Sekunden herausfahren. Dann hatten wir noch etwas Glück mit dem Safety Car, während sie einmal noch fast zwei Minuten wegen eines Benzinproblems verloren.“
Glücklich und erleichtert
Nach dem vielen Pech der vergangenen Jahre in Le Mans, wo er mit dem vielfach schnellsten Auto im Feld am ersehnten Sieg vorbeischrammte, weiss er dieses Glück nun zu schätzen.
Vor allem in den letzten paar Minuten, die sich vor zwei Jahren zum Drama entwickelten, spielten seine Gedanken beim Warten auf den Zieleinlauf von Nakajima verrückt.
Sébastien Buemi: „Ja, die letzten Minuten waren schlimm. Aber jetzt ist es vorbei. Es war hart, hier den Sieg mehrmals zu verpassen. Daher bin ich erleichtert, glücklich und stolz. Und nun will ich diesen Erfolg so intensiv wie möglich geniessen.“
Der dritte Schweizer Gesamtsieger in Le Mans
Sébastien Buemi ist der dritte Schweizer Le-Mans-Gesamtsieger nach Marcel Fässler (2011, 2012 und 2014 mit Audi) und Neel Jani (2016 mit Porsche). Alle drei waren auch je einmal Weltmeister (Fässler 2012, Buemi 2014 und Jani 2016).
In der erst in einem Jahr wieder in Le Mans zu Ende gehenden Supersaison 2018/19 ist Buemi nach dem Erfolg von Spa im Mai zusammen mit Alonso und Nakajim auch der klare WM-Leader.
Rebellion auf den Ehrenplätzen
Von den fünf LMP1-Privatteams war Rebellion bald das schnellste. Obwohl sich hier die technischen Probleme über die Distanz häuften, brachte das Team beide bei Oreca gebauten Rebellion R13 mit Gibson-V8-Saugmotoren über die Distanz. Glück: Alle anderen privaten LMP1 bekundeten noch mehr Schwierigkeiten.
Die Nummer #1 von Neel Jani, André Lotterer und Bruno Senna war zwar das etwas schnellere Auto, wurde aber durch den Verlust der Fronthaube in der ersten Kurve (!) mit anschliessendem Boxenstopp früh zurückgebunden.
Die Aufholjagd brachte das Trio bis an die dritte Stelle an ihren Teamkollegen Mathias Beche, Thomas Laurent und Gustavo Menezes vorbei, nur um mit Zwischenfällen wieder hinter diese zurückgeworfen zu werden.
Nach 24 Stunden durfte Beche als zweiter Schweizer mit aufs Gesamtsiegerpodium, das Jani damit um einen Rang verpasste.
Als Gesamtsiebter schaffte es der Neuenburger Jonathan Hirschi als einer der drei Fahrer auf einem Oreca-Gibson von Graff Racing ebenfalls als Dritter aufs Podium der Klasse LMP2.