24h Nürburgring: Viele Schweizer Episoden
VIEL GLÜCK IM SPIEL Von den Schweizern am Start der 24 Stunden Nürburgring errang nur Yannick Mettler einen Klassensieg. Wie unser Video zeigt, hatte Manuel Amweg Riesenglück in einer prekären Lage. Und der Kanton Thurgau war mit acht Fahrern in den Top 22 vertreten! Als Regen und Nebel am Nürburgring nach 20 Stunden die rote […]
Als Regen und Nebel am Nürburgring nach 20 Stunden die rote Flagge provozierten, dachten nicht viele an eine Wiederaufnahme des Rennens. Auch Yannick Mettler nicht.
Aus taktischen Gründen hatte das so lange führende Team Sorg Rennsport einen Boxenstopp vorgezogen. Dadurch gelangte der BMW M235i Racing mit dem zweifachen VLN-Champion und trainingsschnellsten Michael Schrey kurz vor dem Abbruch wieder an die Spitze. Mit ihm hatte Mettler 2017 gewonnen.
Wechselbad der Gefühle
Doch es war kein Abbruch, sondern nur ein zweistündiger Unterbruch. Wie für Gesamtsieger Porsche hatte das Finish für Mettler ein Happyend. Weil der BMW ihrer führenden Gegner nach der Zwangspause nicht rechtzeitig in Gang zu bringen war, musste er aus der Box starten. Für Mettlers Team war dadurch der Weg frei zum verdienten Sieg.
Yannick Mettler: „Wir hatten uns in der Nacht nach vorne gekämpft und langsam die Oberhand gewonnen. Erst empfand ich den Abbruch als Pech, und danach konnte ich es fast nicht glauben, dass wir doch noch gewonnen haben.“
Mit ihm freute sich Fredy Barth, bei dessen Track Days Mettler als Instruktor mitarbeitet. Barth selbst kam kurzfristig bei dessen letztjährigem Team FK Performance zum Einsatz und beendete das Rennen mit drei Münchnern auf dem BMW an sechster Stelle. In dieser Konstellation war in dieser stark besetzten Klasse Cup 5 nicht mehr möglich.
Glück für Manuel Amweg auf dem Weg zum zweiten Rang
Wie nahe Glück und Pech beieinander liegen, erlebte auch Manuel Amweg. Mit einem Toyota GT86 lag das Team mit dem Aargauer früh an zweiter Stelle der Klasse SP3.
In der Nacht rutschte Amweg auf der gleichen Ölspur aus, die dem Gesamtführenden Romain Dumas zum Verhängnis wurde. Während der Porsche GT3 R heftig in die Leitplanken einschlug, rutschte Amweg auf der Grasnarbe an der Unfallstelle vorbei.
Wie viel Glück und Reaktion im Spiel war, zeigt die Inboard-Videoaufnahme von Manuel Amweg, dem am Ende ein lauter Freudenschrei über die geglückte Aktion entwischt:
Gegen den stärkeren Renault Clio RS von Avia Racing konnte Amwegs Team nichts ausrichten, hatte jedoch alle anderen Klassengegner im Griff.
Ehering statt Siegerpokal
Nach dem frühen Ausfall eines schnellen Porsche 997 GT3 hatte Hofor Racing mit seinen beiden BMW M3 in der Klasse SP6 nur noch einen Porsche Cayman zum Gegner. Dieser siegte mit zwei Runden Vorsprung auf die beiden Autos der Familie Kroll und Freunde.
An Pfingsten tauscht Chantal Kroll den Rennoverall gegen ein Hochzeitskleid, da sie ihren Rennpartner Alexander Prinz ehelichen wird – wir gratulieren!
Gleich sein erstes 24-Stunden-Rennen beendete Philipp Hagnauer mit einem deutschen und einem britischen Kollegen ebenfalls auf dem zweiten Platz. „Hagi“ trat nicht wie in der VLN auf einem Porsche Cayman S in der Klasse V6 an, sondern mit einem unspektakulären und in allen Situationen gutmütigen BMW 325i der Klasse V4 an.
Verlierer der Schlussphase
Nichts gegen einen vorzeitigen Abbruch hätte Urs Bressan gehabt. Zum 14. Mal nahm der Zuger mit Wölflick Racing an diesem Rennen teil, wie in den letzten Jahren mit einem Ford Mustang GT.
Die technischen Verbesserungen am 500 PS starken V8-Tourenwagen erwiesen sich als zielführend, lag das Team bis zur Zwangspause doch stundenlang an zweiter Stelle der Klasse SP8.
Leider zogen in der nassen Schlussphase noch zwei Lexus am Mustang vorbei. Während ein 991 GT3 mit zwei Runden Vorsprung gewann, trennten den Zweiten vom Vierten nur 2’55 Minuten…
Zweite in einem reinen Frauenteam unter drei für sich klassierten KTM X-Bow GT4 wurde Rahel Frey. Gegen das siegreiche Herrenteam hatten die Damen auf der Strecke keine Chance, dafür mehr Aufmerksamkeit von Medien.
Der Tausch eines Sensors im Audi R8 LMS von Simon Tummer kostete viel Zeit. Von der Fahrerbesetzung her wären die Top 15 statt Platz 20 für den Neuling beim 24-Stunden-Rennen möglich gewesen. Teamkollege Ronnie Saurenmann sah mit dem zweiten Audi R8 von Car Collection trotz eines Unfalls an 56. Position die Zielflagge.
Unfassbares widerfuhr Ruedi Rhyn und Roger Vögeli, die in zwei separaten Teams von Lubner Motorsport starteten. Nach drei Stunden fielen beide Opel Astra TCR zeitgleich Unfällen ihrer Partner zum Opfer. Die Reparaturarbeiten warf sie hoffnungslos zurück.Vögelis Auto schied nach 10 Stunden ganz aus.
Thurgauer Langstrecken-Meisterschaft
Kein Witz: Die weltweit am erfolgreichsten vertretene Region auf dem Nürburgring war neben der lokalen Eifel der Kanton Thurgau. Die Gesamtzweiten Manuel Metzger (Frauenfeld) und Dirk Müller (Tägerwilen) verheimlichten ihre Wohnorte auf der Start- und Rangliste ebenso wenig wie die in Bottighofen heimischen Alexander Müller (11.) und Bernd Schneider (22.).
Mike Rockenfeller (12.), wie Schneider ein Ex-DTM-Champion, fühlt sich in Altnau wohl, Jens Klingmann (15.) und Lucas Luhr (16.) sind wie der nicht anwesende dreifache Le-Mans-Sieger Marco Werner in Ermatingen zu Hause. Bis auf Schneider (Klassensieger auf einem neuen Mercedes-AMG GT) fuhren alle auf GT3-Sportwagen.
Als einziger geborener Thurgauer klassierte sich Philipp Frommenwiler im dritten Manthey-Porsche ebenfalls weit vorne (18.). Anfänglich auf Gesamtrang 7 sehr gut im Rennen, warf ihn ein früher Unfall weit zurück.
Fazit: Wir haben zwar keine eigene Rennstrecke, aber dafür etliche gute Rennfahrer.