Motorsport: Erstaunliche Schweizer TCR-Piloten
TOURENWAGEN Die kleine Schweiz zeigte am vergangenen Wochenende einmal mehr, welch grossartige Rennfahrer sie ohne eigene Rennstrecke hervorbringt. Beim FIA-Europacup in Monza und bei der ADAC TCR Germany in Oschersleben gab es Siege durch die Schweizer Fahrer. Beim Auftakt zum FIA-Europacup in Monza (ETCC) war das Rikli-Team aus Wangen an der Aare auf der Stoppuhr […]
Beim Auftakt zum FIA-Europacup in Monza (ETCC) war das Rikli-Team aus Wangen an der Aare auf der Stoppuhr am schnellsten. Dies schlug sich im Resultat der beiden Rennläufe leider nicht voll nieder.
Nachdem Peter Rikli und Christjohannes Schreiber mit ihren beiden roten Honda Civic TCR die erste Startreihe vor einer Meute von Seat Leon und einem Audi RS3 LMS belegt hatten, wurde der Bündner als Erster im ersten und der Berner als Erster im zweiten Rennen abgewinkt.
Weil beide nachträglich streitbare Zeitstrafen erhielten, ging der Sieg im ersten Rennen an den Tschechen Petr Fulin auf Seat Leon TCR vor Rikli und Schreiber. Im zweiten Lauf warfen die Stewards Rikli erneut ein Vergehen am Start vor, weil er einem Konkurrenten ausgewichen war. Immerhin blieb der Erfolg im Team, da so Schreiber zu seinem ersten ETCC-Sieg kam.
Zum Erstaunen des Honda-Werksteams, das wegen der Tourenwagen-WM ebenfalls in Monza weilten, waren die Schweizer Autos auf diesem GP-Kurs schneller als die Werksfahrer bisher bei Testfahrten und Renneinsätzen mit ihren TCR-Autos! Diesen gelangen im Gegensatz zu den Schweizern in Monza noch nie Rundenzeiten unter zwei Minuten. Rikli: „Wir waren als Fahrer und mit der Fahrzeugabstimmung extrem gut vorbereitet.“ Schreiber führt nun auch die Meisterschaft vor den punktgleichen Fulin und Rikli an.
Florian Thoma holt den Sieg an seinem ersten Rennwochenende
Dass das fahrerische Niveau im ETCC trotz der geringen Anzahl der Autos (10) nicht zu unterschätzen ist, bewies Kris Richard in Oschersleben. Riklis letztjähriger Meisterfahrer stellte seinen Honda Civic aus dem Südtiroler Team Target Competition fürs Rennen 1 auf die Poleposition vor nicht weniger als 40 Konkurrenten.
Im Rennen verlor der Berner in der Startphase drei Positionen, die er infolge dreier Gelbphasen nicht mehr wettzumachen vermochte. Im zweiten Rennen mit umgekehrter Startreihenfolge der Top Ten aus dem Qualifying verbesserte sich Richard vom zehnten auf den siebten Platz.
Die Kastanien holte dann völlig überraschend ein anderer Schweizer aus dem Feuer. Florian Thoma bestritt bisher nur Kartrennen und nahm seine erste Saison im Automobilsport im Team des Allgäuers Franz Engstler in Angriff. Mit durchschlagendem Erfolg. Als Zehnter im Qualifying durfte sich der 21-jährige Berner aus Studen mit seinem VW Golf TCR für den zweiten Start auf die Poleposition stellen. Der Neuling zeigte starke Nerven, übernahm gleich die Führung und gab sich auch beim Re-Start nach zwei Gelbphasen nicht mehr ab.
Wenn man in Betracht zieht, dass der zweifache Internationale TCR-Champion Stefano Comini am vorletzten Wochenende in Spa-Francorchamps beide Rennen zur Benelux-Meisterschaft für sich entschieden und dabei für den ersten Sieg eines Audi R3 LMS TCR gesorgt hat, dann darf man fast behaupten: Die kleine Schweiz ist in dieser boomenden Kategorie für Zweiliter-Tourenwagen mit Turbo und Frontantrieb wahrlich eine Grossmacht.